Zen – Das Zutang Ji

Zen – Das Zutang Ji

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Das Zutang Ji (祖堂集, auf Deutsch meist „Sammlung der Ahnengemeinde“ oder „Anthologie der Ahnenhalle“) ist eine bedeutende chinesische Chan-(Zen)-Textsammlung aus dem 10. Jahrhundert. Hier ein Überblick dazu:


📜 Hintergrund

  • Entstanden im Jahr 952 (späte Fünf Dynastien und Zehn Königreiche).
  • Es ist eine der frühesten erhaltenen Chan-Anthologien.
  • Herausgeber war Zanning oder Wang Shu, wobei oft Meister Zhaoqing Wendeng (照清文邓) als der Hauptinitiator gilt.
  • Die Sammlung wurde für den Lehrer Zhaoqing Wendeng zusammengestellt, um die Linie der Chan-Meister zu dokumentieren.

📚 Inhalt

  • Das Zutang Ji enthält:
    • Biographien wichtiger Chan-Meister.
    • Unterweisungen, Gespräche und Anekdoten (Dialoge zwischen Meister und Schüler).
    • Koan-artige Aussprüche, die für die Chan-Praxis typisch sind.
    • Es beleuchtet besonders die Linie der Hongzhou-Schule, die von Mazu Daoyi ausgeht.

🔑 Bedeutung

  • Es ist die älteste Sammlung, die eine durchgehende Linie vom legendären Bodhidharma bis zu späteren Chan-Meistern konstruiert.
  • Das Zutang Ji gilt als Bindeglied zwischen der noch lockeren Überlieferung der Tang-Zeit und den später systematisierten Koan-Sammlungen wie dem Biyan Lu (Pi Yen Lu, „Blaues Felsen-Aufzeichnungsbuch“) oder dem Wumen Guan („Mumonkan“).
  • Historisch interessant ist, dass es auch Alternativen zu später kanonisierten Chan-Überlieferungslinien zeigt — einige Meister erscheinen hier prominenter, als sie es später im offiziellen Zen-Kanon tun.

📖 Besonderheiten

  • Weniger formalisiert als spätere Koan-Sammlungen: Der Stil ist oft narrativer, mit vielen biographischen Details.
  • Manche Passagen sind für Forscher wertvoll, weil sie ältere mündliche Überlieferungen bewahren.
  • Es enthält auch volkstümliche Elemente, die Einblicke in das klösterliche Alltagsleben geben.

Ich habe ein paar prägnante Beispiele aus dem Zutang Ji ausgewählt — mit Original (übersetzt ins Deutsche), Kontext und einer kurzen Erläuterung des Chan-typischen Gehalts:


📜 1) Beispiel: Wendeng und sein Schüler

Zitat:
Ein Mönch fragte Meister Wendeng:
„Was ist der Weg?“
Wendeng antwortete:
„Ein klarer Blick in den eigenen Geist, das ist der Weg.“

Der Mönch fragte weiter:
„Und wie kann man ihn sehen?“
Wendeng sprach:
„Wenn du nicht siehst, wer sieht dann?“

Erläuterung:
Dies ist ein typischer Dialog: Der Schüler fragt nach dem „Weg“ (Dao), was im Chan immer auf die direkte Erfahrung des Erwachens abzielt. Wendeng verweist nicht auf Rituale oder Schriften, sondern auf den „klaren Blick in den eigenen Geist“ — ein Kernanliegen des Chan. Der Rückfrage-Antwort-Stil („Wenn du nicht siehst, wer sieht dann?“) zwingt den Fragenden, das intellektuelle Fragen loszulassen und direkt auf die eigene Wahrnehmung zurückzufallen.


📜 2) Beispiel: Eine Bemerkung zu Mazu Daoyi

Zitat:
Mazu sprach oft: „Geist ist Buddha.“
Später sprach er auch: „Kein Geist, kein Buddha.“

Ein Mönch fragte Meister Wendeng: „Wie kann das sein?“
Wendeng sagte: „Wenn du den Frosch im Teich siehst, lass ihn springen. Wenn du ihn fangen willst, entgleitet er dir.“

Erläuterung:
Dies illustriert eine der berühmtesten Chan-Paradoxien: Mazu sagt zunächst „Geist ist Buddha“ (eine Affirmation), später „Kein Geist, kein Buddha“ (eine Verneinung). Wendeng erklärt das nicht logisch, sondern mit einem Bild: Die Wahrheit ist lebendig, springend wie ein Frosch — wer sie festhalten will, verliert sie. Chan arbeitet so mit paradoxen Aussprüchen, um das Festhalten an Konzepten zu untergraben.


📜 3) Beispiel: Über Dharma-Übertragung

Zitat:
Wendeng sprach zu seinen Schülern:
„Die wahren Worte des Buddha sind nicht in Schriften gebunden.
Wer einsieht, dass Worte leer sind, der trägt das Dharma weiter.“

Erläuterung:
Dies ist programmatisch für das frühe Chan: Die Linie wird nicht durch heilige Bücher, sondern durch lebendige Einsicht übertragen. Diese Haltung wird im Zutang Ji mehrfach betont, um die mündlich-lebendige Tradition gegenüber rein scholastischen Schulen hervorzuheben.


📜 4) Beispiel: Eine kurze Anekdote

Zitat:
Ein Mönch fragte Meister Shitou:
„Meister, was ist der höchste Sinn des Buddha-Dharma?“
Shitou antwortete:
„Sitzend auf dem Meditationskissen, trinkend Tee, Holz spalten.“

Erläuterung:
Das Zutang Ji enthält viele solcher Szenen: Hier wird gezeigt, dass Chan den Alltag selbst als Ausdruck der Erleuchtung versteht. „Höchster Sinn“ wird nicht in metaphysische Spekulation aufgelöst, sondern in der Schlichtheit des Handelns gefunden.


Zusammengefasst

Diese Beispiele zeigen, was das Zutang Ji besonders macht:

  • Konkrete, lebendige Meister-Schüler-Dialoge
  • Der Weg liegt im direkten Erleben, nicht im intellektuellen Grübeln
  • Paradoxien, um Denkgewohnheiten zu durchbrechen
  • Betonung der Alltagspraxis

Hier kommen noch ein paar besonders markante Abschnitte aus dem Zutang Ji, diesmal mit dem Schwerpunkt auf Anekdoten, die typisch für die spätere Koan-Praxis sind — also knappe, oft widersprüchliche Szenen, die direkt in die „große Frage“ treiben:


📜 5) Der Schrei des Meisters

Zitat:
Ein Mönch fragte Meister Wendeng:
„Was ist die höchste Wahrheit?“
Wendeng brüllte ihn plötzlich an.
Der Mönch verstummte, verbeugte sich und ging.

Erläuterung:
Hier sieht man den Vorläufer späterer Hakuin– und Rinzai-Praktiken: ein plötzlicher Schrei oder Schlag, der die Diskurse unterbricht. Die Botschaft: Keine Antwort in Worten — der Schrei soll den Geist schockartig in die Gegenwart holen. Das Zutang Ji enthält mehrere solche Episoden, die zeigen, dass schon vor Linji (jap. Rinzai) solche Methoden üblich waren.


📜 6) Ein Schlag mit dem Stock

Zitat:
Ein Mönch fragte:
„Was ist der Buddha?“
Wendeng hob seinen Stock und schlug den Mönch leicht auf die Schulter.

Der Mönch sprach:
„Danke, Meister!“

Erläuterung:
Auch hier: Keine verbale Erklärung, sondern eine körperliche Geste. Das Zutang Ji bewahrt frühe Belege, dass körperliche Aktionen als „Wortlose Unterweisung“ verstanden wurden — ein Schlag kann so bedeutungsvoller sein als tausend Sūtra-Zitate.


📜 7) Die Kanne und die Tasse

Zitat:
Ein Mönch fragte Meister Wendeng:
„Wie kann man das Dharma vollständig begreifen?“
Wendeng zeigte auf eine Wasserkanne und eine Tasse:
„Gießt man Wasser hinein, wird die Tasse voll.
Lässt man sie stehen, leert sie sich.
Verstehst du?“
Der Mönch verneigte sich tief.

Erläuterung:
Dieses Bild zeigt, wie Chan einfache, alltägliche Dinge benutzt, um auf das Prinzip von Leerheit und Nicht-Festhalten hinzuweisen. Das Dharma „füllt“ den Geist, aber sobald man festhalten will, entleert es sich wieder — eine poetische, anschauliche Belehrung.


📜 8) Wendeng über die Worte der Alten

Zitat:
„Die Worte der Alten Meister sind keine Schatzkiste.
Wer sie stiehlt, bleibt arm.
Wer sie vergisst, erbt den Reichtum.“

Erläuterung:
Ein programmatischer Ausspruch des Zutang Ji: Die Worte selbst sind keine heiligen Wahrheiten — sie sind nur Fingerzeige. Wer sie wörtlich wiederholt, ohne selbst zu sehen, hat „nichts“. Wer sie hinter sich lässt, erreicht das wahre Erbe — lebendige Einsicht.


Wichtiger Punkt

Du siehst:
Das Zutang Ji ist eine Brücke zwischen zwei Welten:

  • Einerseits biographisch-narrativ (wie frühere Chan-Geschichten)
  • Andererseits schon durchsetzt mit „Koan-Material“: knappe, paradox-wirkende Szenen, die als Meditationsstoff genutzt wurden.

Spätere berühmte Koan-Sammlungen wie das Biyan Lu („Das Blaue Felsen-Aufzeichnungsbuch“) oder das Mumonkan („Tor ohne Tor“) haben viele Motive aus dem Zutang Ji übernommen und oft verdichtet.


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1) Weitere markante Zitate und Anekdoten

Hier ein paar weitere Beispiele, die zeigen, wie vielfältig das Zutang Ji ist:


📜 9) Die Tür ist offen

Zitat:
Ein Mönch fragte Meister Wendeng:
„Wie kann ich eintreten?“
Wendeng sprach:
„Die Tür ist offen. Wer hält dich draußen?“

Erläuterung:
Der Fragende denkt, er müsse etwas „finden“ oder „erreichen“ — Wendeng zeigt: Er ist nie getrennt davon. Die Tür ist nie verschlossen gewesen. Diese simple, aber radikale Aussage zieht sich durch die ganze Chan-Tradition.


📜 10) Das Schweigen

Zitat:
Ein Mönch fragte:
„Was ist das wahre Wort?“
Wendeng schwieg.

Der Mönch fragte nochmals.
Wendeng sprach:
„Mein Schweigen eben war das wahre Wort.“

Erläuterung:
Das „wahre Wort“ ist keine Rede, sondern die Stille hinter allen Worten. Solche Szenen wurden später als klassische Koan-Fragen weitergegeben.


📜 11) Zwei Mönche streiten

Zitat:
Zwei Mönche stritten darüber, wer tiefer verstanden habe.
Wendeng sagte:
„Der Hahn kräht, der Hund bellt. Wer ist der Lehrer?“
Die Mönche verstummten.

Erläuterung:
Ein Gleichnis für natürliche, spontanen Ausdruck: Tierlaute — rein, ohne Intellekt. So sollte auch Chan-Erkenntnis sein: keine Anmaßung, keine Konkurrenz.


📜 12) Ein Blick auf den Bambus

Zitat:
Wendeng saß mit einem Schüler im Garten.
Er zeigte auf einen Bambusstock:
„Wenn du ihn siehst, siehst du alles.
Wenn du ihn nicht siehst, siehst du nichts — auch wenn du tausend Bücher liest.“

Erläuterung:
Der Bambus als Symbol für die Einfachheit und Direktheit. Der Verstand mag vieles wissen — doch ohne das klare Sehen bleibt es hohl.


2) Überblick über die Zutang Ji-Linie

Hier eine vereinfachte Ahnenlinie, so wie sie im Zutang Ji dargestellt wird (einige Namen sind zentrale Figuren für das Chan insgesamt):

Bodhidharma
  ↓
Huike
  ↓
Sengcan
  ↓
Daoxin
  ↓
Hongren
  ↓
Mazu Daoyi
  ↓
Baizhang Huaihai
  ↓
Huangbo Xiyun
  ↓
Linji Yixuan (Rinzai)
  ↓
Zhaoqing Wendeng (Zutang Ji-Herausgeber)

🔑 Besonderheit:
Im Zutang Ji wird diese Linie klarer ausgebaut als in früheren Quellen. Es legt großen Wert darauf, dass Wendeng als legitimer Erbe erscheint — ein Zeichen, wie wichtig „Linie“ (Abstammung der Dharma-Übertragung) im Chan wurde.


3) Wie man mit diesen Szenen arbeiten kann

Hier ein paar praktische Hinweise für moderne Leser oder Praktizierende:

🔹 A. Lesen ohne zu analysieren

  • Lies einen Ausspruch mehrfach — langsam, am besten laut.
  • Beobachte, was er in dir auslöst: Irritation? Klarheit? Ratlosigkeit?
  • Widerstehe der Versuchung, sofort zu „verstehen“.

🔹 B. Meditiere damit

  • Wähle 1 Satz oder eine Szene, z. B. „Die Tür ist offen. Wer hält dich draußen?“
  • Sitze still, wiederhole den Satz im Geist.
  • Lass alle Gedanken dazu ziehen — komm immer wieder zurück zum bloßen Klang.

🔹 C. Notiere eigene Fragen

  • Schreibe spontan Fragen auf, die auftauchen — nicht, um Antworten zu finden, sondern um den eigenen Geist zu sehen.

🔹 D. Spreche es aus

  • Übe mit einem Partner: einer stellt die Frage, der andere gibt eine spontane Antwort — ohne nachzudenken. So wurde Chan ursprünglich geübt: in direktem Austausch.

Hinweis

Dieser Beitrag wurde mit Hilfe von ChatGPT (OpenAI) erstellt.

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